Studie Nußdorferstraße 90
Umnutzung Büro zu Wohnen- Adresse Nußdorferstraße 90-92, 1080 Wien
- Projektzeitraum 2014
- Gebäudetyp Wohnbau
- Projektgröße NF 9890 m2
- Auftraggeber ARE Development
- Architekt Arch. DI Thomas Sturm
- Projekteam DI Lars Fischer, DI Elena Stoycheva, Arch. DI Christine Hax, Filipp Schmuck
KONZEPT
Die als flexibel zu bezeichnende primäre Tragstruktur des Bestandsgebäudes soll weitgehend erhalten bleiben. Die Transformation in einen Wohnbau erfolgt nicht durch eine nur komplette Grundrissumgestaltung, sondern auch durch die Neudefinition bzw. Interpretation des Bauwerks- und Fassadenrasters. Aus gegebenen Rasterfeldern der Fassade werden beispielsweise Wandstücke, Fenster, Loggien oder Gaupen. Dies sind einfache Massnahmen welche das Ordnungsprinzip des Gebäudes erhalten und es trotzdem völlig anders in Erscheinung treten lassen.
Nutzflächenoptimierung / Umgang mit Bestandsgebäude
Grundsätzlich empfiehlt dieses Projekt, abgesehen von den Untergeschoßen, den weitgehenden Rückbau in den Rohbauzustand. Dabei soll die bestehende Gebäudehöhe gehalten werden. Der statisch wirksame Rohbau setzt sich im Prinzip aus Stützen, Parapetträgern, wenigen Scheiben, zwei Erschließungskernen und den Decken zusammen. Es werden 3 maßgebliche Eingriffe in die Bestandsstruktur vorgenommen, welche Nutzflächenzugewinn bringen:
- Absenken der obersten Geschoßdecke, um die nötige Höhe für ein zweites Dachgeschoß zu erreichen.
- Anbau von 1m Gebäudetiefe an den Trakt Nußdorferstraße hofseitig, um die max. Gebäudetiefe ausnutzen zu können. Hierzu ist allerdings der Abbruch sämtlicher Parapetträger dieser Fassade notwendig. Eine tiefergehende Überprüfung auf Wirtschaftlichkeit wird empfohlen.
- Reduktion der Stiegenhauskerne auf das notwendige Ausmaß. Überprüfung der Wirtschaftlichkeit ist auch in diesem Punkt sinnvoll.
Wohnungstypologie und Erschließung
Im Sinne des Transformationsgedankens ist mit dem Bestandsobjekt zu arbeiten. Bei gegebenen Stiegenhauspositionen habe ich mich entschieden die Mittelgangerschließung beizubehalten. Daraus ergeben sich meist einseitig ausgerichtete Wohnungstypen gewünschter Größe, welche alle mit einem Freiraum (Loggia, Balkon, Terrasse, Dachterrasse) ausgestattet sind und wirtschaftlich zu errichten sind. Im 2. Dachgeschoß / Trakt Nußdorferstraße wird eine Laubengangerschließung vorgeschlagen, da die Tiefe dieses Geschoßes für einen Mittelgang zu gering ist.
Bauphysik
Um das Gebäude auf den Stand der Technik zu bringen wird zur Demontage und Neubehandlung der Fassade geraten. Varianten mit Innendämmung sind zwar möglich, aber aus bauphysikalischer Sicht eher problematisch. Das Stahlbetongerüst der Primärtragstruktur kann sowohl mit Wärmedämm- Verbundsystem, als auch mit hinterlüfteten Fassaden verkleidet werden. Schalltechnisch ist die Stahlbetonbauweise in Verbindung mit dem komplett neuen Ausbau (Zwischenwände, Fußbodenaufbau, usw.) von Vorteil. Der Sonnenschutz ist entweder baulich gegeben (Loggia), oder wird außenliegend vorgeschlagen. Raffstore bei Fenstern, Standardmarkisetten bei Dachflächenfenstern.
Haustechnik (HKLS)
Sowohl Sanitär als auch Elektroinstallationen sollten erneuert werden. Da ausreichend Raumhöhe im Bestand zur Verfügung steht und die Fussbodenaufbauten neu zu machen sind stellt dies voraussichtlich kein großes Problem dar. Die Schächte sind allerdings nicht an den erfoderlichen Stellen vorhanden und müssen demnach hergestellt werden. Hier ist damit zu rechnen, dass entweder in der Decke über EG, oder über dem 1. UG Horizontalverzüge notwendig sein werden, wobei ein Durchdringen der Stützenpilze im 1. UG aus statischer Sicht nicht möglich scheint. Für die Fluchtwege ist mit druckbelüfteten Stiegenhäusern (lt. OIB RL2) zu rechnen.